Der Splog im August – ein Monat später

Am 1.8. wurde der Sparplan zum zweiten Mal ausgeführt. Statt 90 EUR wurden nun 99 EUR pro ETF-Anteil fällig! Verdammt, diese Preisanstiege überall. Man könnte es auch anders formulieren: das Vormonatsinvestment hat bereits über 10% Rendite erbracht (oder einfach die aktuelle jährliche Inflation ausgeglichen). Aufs Jahr hochgerechnet wären das über 100%, aber das wäre natürlich eine unseriöse Rechnung.

Ich würde nicht sagen, dass sich welt- oder wirtschaftspolitisch etwas grundsätzliches verbessert hat seit letztem Monat (Der Taiwan-Konflikt kommt z. B. durch den Besuch von Pelosi wieder auf die Titelseiten. Warum machen die Chinesen nicht einfach einen Vergeltungsbesuch bei irgendwem?). Trotzdem sind die Kurse um 10% gestiegen.

Einerseits fühlt es sich am Anfang sicher gut an, wenn man nicht gleich «ins Minus rutscht». Andererseits sagt der Verstand, dass sinkende oder zumindest gleichbleibende Kurse (Kaufpreise) für dich als Investor etwas gutes sind. Jedenfalls dann, wenn du in den nächsten Jahren ein Käufer bist. Erst wenn du zum Verkäufer wirst, profitierst du von steigenden Preisen.

Hier der aktuelle Stand:

In was investiere ich eigentlich genau?

Da wir die Preise nicht beeinflussen können, schauen wir uns stattdessen heute einmal an, in was wir da überhaupt investieren. Der Aktien-ETF heisst «Vanguard FTSE All-World UCITS ETF USD Accumulation». Nehmen wir das einmal auseinander:

  • Vanguard ist der Name des Fondsanbieters. Berühmt wurde die Firma durch die Pionierrolle ihres Gründers John Bogle, der als «Erfinder» der Indexfonds für Privatinvestoren gilt.
  • FTSE ist der Name des Indexanbieters. Früher stand er für «Financial Times Stock Exchange» und ist heute einfach ein Eigenname. Ausgesprochen wird er gern wie «Fuhtsi».
  • All-World ist der Aktienindex, den der ETF nachbildet. Er umfasst über 4000 Unternehmen aus allen Industrie- und Schwellenländern mit nennenswertem Aktienmarkt. Der Index ist nach Marktkapitalisierung gewichtet. Das heisst, dass hoch marktkapitalisierte Unternehmen (Aktienkurs mal Anzahl der am Markt handelbaren Aktien) im Index höher gewichtet sind als weniger wertvolle.
  • UCITS steht für «Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities» und verweist darauf, dass der Fonds bestimmten europäischen Kapitalmarktverordnungen entspricht.
  • USD bezeichnet die Währung (US-Dollar), mit welcher der Fonds intern rechnet. Diese ist für den Investor nicht relevant, da die Anteile an deutschen, österreichischen und Schweizer Börsen in der jeweiligen Landeswährung gehandelt werden.
  • Accumulation schliesslich bedeutet, dass der Fonds seine Erträge reinvestiert (thesauriert). Die Dividenden der Unternehmen werden also nicht auf dein Verrechnungskonto überwiesen. Stattdessen kauft die Fondsgesellschaft davon wieder Aktien des jeweiligen Unternehmens, was dem Wert eines ETF-Anteils zugute kommt. Wer das nicht mag: Vanguard bietet aber auch eine ausschüttende Variante an.

Und was steckt nun drin?

Bedingt durch die Gewichtung nach Marktkapitalisierung besteht der FTSE All-World Index zu fast 60% aus Unternehmen aus den USA. Ca. 16% kommen aus Europa, ca. 11% aus dem Pazifikraum und weitere ca. 11% aus den «Emerging Markets». Letztere sind keine geographische Region, sondern eine Menge von ganz unterschiedlichen Ländern wie China (ca. 4%), Indien (ca. 2%) oder Polen (0.1%). Russland wurde wenige Wochen nach Beginn ihres Angriffskrieges aus dem Index entfernt.

Die «US-Dominanz» begründet sich durch eine über Jahrhunderte entwickelte und in Wirtschaft und Gesellschaft fest verankerte Aktienkultur in Verbindung mit der wirtschaftlichen Stärke des Landes. Schauen wir uns wertvollsten Unternehmen des Index einmal an: Apple (3.6%), Microsoft (3.3%), Google (2.2%), Amazon (1.6%), Tesla (1%). Das sind globale Unternehmen, die ihre Umsätze in fast allen entwickelten Ländern der Welt erzielen. Daher ist es in meinen Augen überhaupt nicht bedenklich, das «Land USA» beim Investieren so stark zu gewichten. Übrigens, die Schweiz hat im FTSE All-World eine Gewichtung von 2.5%, Deutschland mit seinen zehnmal so vielen Einwohnern nur 2.0%. Nestlé als eines der wertvollsten Unternehmen Europas ist mit ca. 0.5% immerhin gut halb so teuer wie Tesla. Man müsste noch Roche und Novartis dazu nehmen, um Teslas Wert zu erreichen. Im Krisenfall hätte ich aber lieber Zugriff auf Lebensmittel und Pharmaprodukte als ein neues Auto.

Der Vanguard FTSE All-World hält übrigens nur ca. 3800 der ca. 4100 im Index enthaltenen Unternehmen (92%). Das nennt sich «Sampling» und kann als effiziente Sparmaßnahme gesehen werden. Viele Unternehmen sind so klein, dass sie praktisch keinen Einfluss auf die Indexentwicklung nehmen. Der ETF spart durch eine geschickte Auswahl die entsprechenden Handelskosten.

Ein Gedanke zu „Der Splog im August – ein Monat später“

  1. Hallo, tolle Seite! Die Infos zu den ETFs sind klasse.

    Ich versuche gerade mein erstes ETF-Portfolio zu bauen und würde gerne in Excel ein paar Auswertungen machen. Leider hilft da die Website nur bedingt weiter, da ich die Daten von Hand abtippen muss. Würdest du die Liste der ETFs mit den Stammdaten und Tracking Differences vielleicht als CSV o.ä. zur Verfügung stellen?

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