Splog – der Sparplan-Log

Heute starte ich ein kleine Dokumentation.

Ich werde in mehr oder weniger regelmässigen Abständen von einer relativ unspektakulären Sache berichten: von einem ETF-Sparplan. Ich werde mich in einen Anfänger hinein versetzen und anhand von realen Daten und aktuellen Geschehnissen seine Reise zum 100.000-EUR-Portfolio dokumentieren.
Der Hintergrund ist, dass viele Leute zögern, den ersten Schritt zu machen. Obwohl er der wichtigste ist. Und gerade in Zeiten der Unsicherheit (wann sind die «Zeiten» jemals sicher gewesen?) fällt es dem einen oder der anderen besonders schwer, Geld in schwankungsanfällige Aktien zu investieren.
Hier möchte ich mit einer «Echtzeit-Fallstudie» Motivation und Unterstützung bieten.

Heute ist der 30.06.2022 und morgen geht es los.

Die Strategie ist einfach und schnell erklärt: am ersten Handelstag jedes Monats kaufe ich ETF-Anteile im Wert von 800 EUR. Weitere 200 EUR zahle ich jeweils auf ein Sparkonto ein.
Natürlich alles vollautomatisch per Dauerauftrag und ETF-Sparplan.
Damit sollte die ersten Monate, wenn nicht gar Jahre, alles auf Autopilot laufen.
Eine gewisse Kontrolle werde ich dennoch regelmässig durchführen.
Denn ich peile eine Asset Allocation von 80% Aktien und 20% Cash an. Wenn die tatsächliche Asset Allocation durch Wertschwankungen des Aktienteils um mehr als fünf Prozentpunkte vom Soll-Wert abweicht, werde ich aktiv, indem ich den Sparplan anpasse oder manuelle Orders auslöse. Letzteres wird aber vermutlich erst in etlichen Jahren nötig werden.

Den Aktienanteil decke ich mit nur einem ETF ab: dem Vanguard FTSE All-World.
Als Orientierung peile ich 5.5% nominale Rendite pro Jahr an. Wohl wissend, dass das eine grobe Schätzung ist, die vor allem auf kurze Sicht (weniger als zehn Jahre) alles andere als sicher ist. Gerade in Zeiten hoher Inflation. Trotzdem spiegelt diese Zahl eine gewisse Erwartungshaltung wider, die angepeilten 100.000 EUR innerhalb von gut sechs Jahren zu erreichen.

Zur historischen Einordnung. Es ist Mitte 2022. Die Aktienmärkte sind ca. 20% von ihren Allzeithochs entfernt, aber notieren immer noch mehr als 50% über den Tiefs von März 2020. Viele Sorgen bestimmen die Politik: der im Februar begonnene russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, seine Auswirkungen auf die europäische Energieversorgung und die weltweite Sicherheitsarchitektur, gestörte Lieferketten durch die Covid-19-Bekämpfung, hohe Inflation. Befürchtet werden unter anderem Rezession, Wettrüsten, eine neue europäische Schuldenkrise. In den USA wird gerade die Erstürmung des Capitols aufgearbeitet, eine Rückkehr von Trump ins Weisse Haus im Jahr 2025 ist nicht ausgeschlossen. Der S&P hat gestern bei 3.818 Punkten geschlossen. Der DAX steht heute Mittag bei ca. 12.700 Punkten, das ist etwas tiefer als Ende 2017. Einen Blockchain-Datenbankeintrag, der ihnen einen weiteren Bitcoin zuordnet, lassen sich Menschen heute ca. 19.000 US-Dollar kosten. Und für einen Schweizer Franken bekomme ich etwas mehr als einen Euro!

Update 01.07.2022

Heute morgen wurde der Sparplan erstmals ausgeführt! Zum Kurs von 89,79 EUR habe ich 8,87 Anteile des Vanguard-ETFs erworben.

Ich werden die Investitionen und aktuellen Stände per Tabellenkalkulation protokollieren. Momentan sieht es noch sehr übersichtlich aus:

Das Anlegen des Sparplans ist übrigens ganz einfach. Bei der Consorsbank sieht es so aus:

Auf der zweiten Seite kannst du noch die «Jährliche Erhöhung der Sparrate» festlegen, worauf ich zunächst verzichte. Ansonsten gibst du nur noch an, an welchem Tag des Monats der Sparplan ausgeführt werden soll und bist nach der endgültigen Bestätigung fertig.

Bei der DKB sieht das Formular ähnlich aus:

Interessant wird es bei den Gebühren. Beide Banken stellen eine obligatorische Kostenaufstellung zur Verfügung. Die Consorsbank:

Und die DKB:

Interessant ist, dass die DKB einen Anlagebetrag von 48.000 EUR annimmt (also fünf Jahre bei monatlich 800 EUR), die Consorsbank dagegen nur 28.800, was drei Jahren entspricht. Das macht der Vergleich der Gesamtkosten etwas weniger offensichtlich. Die DKB scheint aber insgesamt erheblich günstigere Gebühren zu haben. Die 1,5%, welche die Consorsbank bei jeder Sparplanausführung von deinem Investitionskapital abzweigt, erscheinen mir unzeitgemäß hoch. Bei unseren 800 EUR wären das 12 EUR pro Monat. Bei der DKB zahlst du nur 1,50 EUR pro Monat (pro Sparplanausführung), in unserem Fall weniger als 0,2%. Die Consorsbank wäre also nur bei sehr kleinen Sparraten von unter 100 EUR günstiger. Oder wenn du sehr viele ETFs besparst. In unserem Fall sparst du jedenfalls mit der DKB 126 EUR pro Jahr. Vielleicht bietet die Consorsbank aber einen besseren Service, und ganz sicher gibt es noch viele andere Anbieter. Von «Aktionen» und «Aktions-ETFs» würde ich mich übrigens nicht leiten lassen, das sind kurzfristige Marketingaktionen die den Blick vom Wesentlichen ablenken können.

Also, lass die Brokerwahl nicht die Sache sein, die dich auf der Suche nach dem perfekten Anbieter das wichtigste auf die lange Bank schieben lässt: das Anfangen!

6 Gedanken zu „Splog – der Sparplan-Log“

  1. Moin Eberhard, gute Demo,

    warum nimmst du nicht die thesaurierende Version? Dann muesstest du dich nicht um die Wiederanlage der Ausschuettungen kuemmern?

    zu «Wenn die tatsächliche Asset Allocation durch Wertschwankungen des Aktienteils um mehr als fünf Prozentpunkte vom Soll-Wert abweicht, werde ich aktiv, indem ich den Sparplan anpasse oder manuelle Orders auslöse. Letzteres wird aber vermutlich erst in etlichen Jahren nötig werden.»

    Du guter Prophet 😉 endlich mal jemand, der nicht so schwarzmalt fuer die bevorstehende Rezession …

    [ich wuerde schon noch gerne weiter zukaufen, so ab minus 9-10% von heute im Vang.All.W ACC, so bis Okt/Nov’22]

    LG & Danke fuer den Blog
    Joerg

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  2. Hallo,

    das ist eine sehr schöne Idee und wird hoffentlich den ein oder anderen noch ermutigen anzufangen.

    Kannst du bitte noch etwas detaillierter auf deine Berechnung eingehen? Monatlich 1k in das Portfolio zu investieren und dann nach ca. sechs Jahren 100k haben? Pro Jahr kommen 12k Eigenbeitrag zusammen, wovon nur 9,6k in das Depot gehen und 2,4k auf das Tagesgeldkonto. Wie sieht die Formel zu den 100k dann aus?

    Danke für diesen Artikel und auch die Webseite!

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  3. Ich lese immer wieder und Kommer meint auch, dass der thesaurierende besser ist.

    Ich habe mich für die ausschüttende Variante entschieden, da die thesaurierende regelmäßig hässliche Steuer-Buchungen erzeugt, die eigentlich kontrolliert werden müssten (ausschüttungsgleiche Erträge werden zum 1.1. eines Jahres stets mit «Vorabpauschalen» besteuert…). Das möchte ich nicht tun müssen und den Buchungen seitens der Banken möchte ich auch nicht vertrauen. Viel Spaß auch bei einem fehlerhaften Depotübertrag! Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass ich mich um die Wiederanlage «kümmern» muss. Wobei bestimmte broker selbst das automatisch erledigen.

    Derweil bin ich mit ausschüttenden für etwaige Steuerreformen gerüstet, bei denen ausschüttende Fonds unkompliziert sein dürften. Wenn wirklich wieder die Spekulationsfrist selbst rückwirkend für einen Bestand eingeführt wird, lohnt sich evtl. der einmalige Umstieg auf thesaurierende oder man hat den Vorteil nur für die Kursgewinne und nicht für die Ausschüttungen

    Kurz: Thesaurierend auf Fondsebene kommen für mich nur bei Tax Deferred Accounts in Frage, also in D im Grunde alles was versicherungsförmig verwaltet wird.

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    • Moin Sim(on)?

      Das ist doch prima, Hauptsache anfagen! So gross ist der Unterschied auch nicht.

      Das mit der Vorabpauschale in D ist gar nicht schlimm. Hast du vielleicht gar keine Erfahrungen damit? Und es auch noch nicht ganz verstanden?

      Du musst naemlich nichts tun. Das erledigt alles deine Bank/Broker in einem dtsch Depot fuer dtsch Steuerbuerger automatisch. Falls ueberhaupt eine Vorabpauschale faellig wird (positive Kursentwicklung im Vorjahr und Basiszins positiv), verrechnet deine Bank deinen Sparerfreibetrag (falls gestellt) am 02.01. mit den paar Kroeten, die anfallen koennten. Bsp: Fuer 2018 (bisher hoechster Basiszinssatz) fiel zB ~0,1% Vorabpauschale auf imgewinnbefindliche Aktien-Fonds an, d.h. bei einem 100k Depot wurden 100€ Vorabpauschale verrechnet mit dem Sparerfreibetrag. Ist doch wenig, oder?

      Uebrigens: Bei einem (jetzt kaum vorstellbaren) hohen Basiszinssatz, der ueber der (zZ eh geringen) Ausschuettungsrendite liegen koennte, wuerde dein Broker trotzdem Vorabpauschale abziehen (die Differenz zwischen Basiszinssatz und Ausschuettungsrendite). Es ist ein Irrglaube zu denken, dass man PRINZIPIELL mit Ausschuettern davon befreit waere!

      Falls du nachlernen willst: hier eine gute Erklaerung der steuerlichen Belange rund um ETF-Anlagen incl Vorabpauschale in D incl. Beispielen:
      https://www.justetf.com/de/news/etf/etf-und-steuern-das-neue-investmentsteuergesetz-ab-2018.html

      «Versicherungsförmig» verwaltete Fonds-Anlegergelder sind ganz schlecht. Denn die Auszahlung ueber (hoffentlich) Jahrzehnte erfolgt in nominalen Zahlungen aus dem Versicherungsstock! Spaetestens aktuell sollte doch jeder erkennen, wie schnell da nominale Zahlungsversprechen ueber die Zeit entwertet werden. Nur die Anlage in selbst gehaltene ETFs schuetzt in der Entsparphase bis ins hohe Alter vor Inflation KEINE VERSICHERUNGEN! Das erfahren jetzt gerade auesserst bitter viele Versicherungsnehmer.

      LG Joerg

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      • Hi Joerg, ich verstehe, dass das die Bank «automatisch» macht, sie muss es ja, aber ob sie es im Einzelfall immer richtig macht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Auch ob die Daten bei einem Depotübertrag, den man über die Jahre vielleicht machen möchte, richtig übertragen werden, ist nicht garantiert, insbesondere weil die Banken das wiederum kostenlos machen müssen, damit
        nichts verdienen.

        Wenn du es langfristig mit Thesaurierern korrekt machen möchtest und die Kontrolle darüber behalten willst, musst du parallel eine Buchhaltung aufmachen. Wer darauf Bock hat, kann das gerne machen. Aber die einzelnen Ausschüttungen zu kontrollieren ist wesentlich schneller erledigt, als die Vorabpauschale. Man macht jeweils das pdf auf, plausibilisiert kurz Wechselkurse und Ausschüttungsbeträge pro Stück und das wars, dann kann man das Dokument auch gleich wieder zumachen.

        Mit den Ausschüttern nutzt du am Anfang viel besser den Sparerpauschbetrag / Freistellungsauftag aus. Bei Thesaurierern musst du am Jahresende verkaufen, damit der nicht verfällt – gerade am Anfang, wenn die Vorabpaschale so gering ausgefallen ist.

        Ich habe nicht zur Leibrente geraten, sondern nur auf den Umstand verwiesen, dass dort die ganzen Buchungen entfallen. Zwang zur Leibrente gibt’s nur bei Riester und Rürup, nicht in der dritten Schicht bei Privatrenten.

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