Value Averaging – die Einzahlungsstrategie für mehr Rendite?

In der Vermögensaufbauphase stellt sich Dir früher oder später folgende Frage:

Wie investiere ich am besten in ETFs, wenn mir jeden Monat frisches Geld zur Verfügung steht?

Die einfache Antwort ist: per Sparplan. Dazu musst Du nur einen oder mehreren ETFs auswählen und die jeweils zu investierenden Beträge festlegen. Ab dann läuft alles auf Autopilot, selbst eine jährliche Erhöhung der Investitionsbeträge («Dynamik») kannst Du dabei berücksichtigen lassen. So weit, so bekannt.

Für die ersten Jahre der Vermögensaufbauphase ist der einfache Sparplan eine empfehlenswerte Strategie. Denn «frühes Anfangen» ist eine der wichtigsten Stellschrauben für finanziellen Erfolg. Lieber heute mit einem guten Plan starten als ewig am perfekten Plan feilen. Je länger Du investiert bist, desto besser. Nicht nur, weil Du mehr Geld investieren kannst. Sondern auch, weil Du wertvolle Erfahrungen darüber sammelst, wie Du mit den manchmal extremen Schwankungen des Marktes umgehst.

Probleme des einfachen Sparplans

Mit der Zeit wachsenden Dein investiertes Vermögen, Dein Einkommen und damit hoffentlich auch der monatlich investierbare Betrag. Spätestens jetzt stellen sich Fragen nach:

  • Deinen finanziellen Zielen,
  • Deinen Erwartungen
  • Der Notwendigkeit, Fähigkeit und Bereitschaft, Risiken einzugehen

Eng mit diesen Fragen verbunden sind die Themen Asset Allocation (wie viel Kapital möchtest Du in welcher Vermögenskategorie haben) und Rebalancing (wie stellst Du sicher, dass diese Aufteilung auch eingehalten wird).

Das sture Investieren per Sparplan berücksichtigt diese Aspekte nur unzureichend:

  1. Deine ETF-Auswahl impliziert zwar eine gewisse Ziel-Asset Allocation. Durch die unterschiedliche Entwicklung der Positionen wird die tatsächliche Vermögensaufteilung aber früher oder später davon abweichen. (Es sei denn Du wählst nur einen einzigen ETF. Aber auch das ist problematisch: entweder hast Du dann durch 100% Aktienanteil ein hohes Risiko, oder Du verwendest einen gemischten «Portfolio-ETF», der Dir eine Asset Allocation vorschreibt und hohe Gebühren aufweist.)
  2. Automatisches Rebalancing wird bei Sparplänen nicht unterstützt.
  3. Die Investitionen in die einzelnen, durch ETFs abgebildete Assetklassen erfolgt unabhängig von der Marktlage. Also egal, ob die Kurse relativ «hoch» oder «niedrig» sind, investierst Du gleichbleibend viel Kapital.

Der in Punkt drei beschriebene «Autopilot» ist am Anfang eine gutes, weil disziplinierendes Feature. (Mit dem Begriff «Durchschnittskosteneffekt» oder «Cost Averaging» (CA) wird er von Brokern sogar als renditeförderlich angepriesen. Weil Du bei niedrigen Kursen «mehr Anteile» bekommst. Die Anzahl der Anteile ist aber vollkommen egal, entscheidend ist das investierte Kapital.)

Aber geht es nicht noch etwas besser? Können wir unsere gewünschte Asset Allocation durch Rebalancing aufrecht erhalten und evtl. sogar von Marktschwankungen profitieren?
Eine recht einfache Erweiterung des Sparplan-Autopilots ist etwas, das ich «Rebalancing Cost Averaging» (RCA) nenne.

Rebalancing Cost Averaging

Dieses naheliegende Verfahren ist ganz ähnlich zum klassischen Sparplan (der auch «Cost Averaging» genannt wird).
Der monatlich zu investierende Betrag ist stets konstant (oder wird lediglich per «Dynamik» an Inflation oder Einkommenssteigerungen angepasst). Du investierst aber jeweils in jene Assetklasse, die am meisten von ihrer Zielgewichtung abweicht. Dazu baust Du Dir eine kleine Tabelle in der Tabellenkalkulation Deiner Wahl und pausierst bzw. aktivierst Deine Sparpläne jeden Monat manuell.

Durch diesen regelmäßigen Ausgleich können die Asset Allocation und damit das Risiko des Portfolios im gewünschten Bereich gehalten werden. Ohne jegliche Prognosen über die Marktentwicklung treffen zu müssen, wird dabei das Preisniveau berücksichtigt. Angenommen, Du investierst in einen Anleihen- und einen Aktien-ETF. Hat sich der Aktienmarkt relativ gut entwickelt, investierst Du eher in den Anleihen-ETF. Nach Preisrückgängen bei den Aktien investierst Du vermehrt in diese Assetklasse. Diese Art des permanenten Rebalancings kommt üblicherweise ohne Verkäufe aus, so dass es sich immer noch um eine «Buy and hold»-Strategie handelt.

Der Traum der perfekten Einzahlungsstrategie

Aber wäre es nicht noch toller, nach starken Preisrückgängen im Aktienmarkt besonders viele Aktien zu kaufen? Also mehr, als die fixe Sparrate vorgibt? Und wäre es nicht sinnvoll, bei «hohen» Bewertungen des Aktienmarkts Deinen Aktienanteil zu reduzieren, also die Asset Allocation dynamisch anzupassen? Um so das Risiko zu verringern? Oder die Rendite zu steigern? Am besten sogar beides?

Eines vorweg: mit solchen Überlegungen begibst Du Dich auf dünnes Eis. Denn sie riechen stark nach «Market Timing» und «taktischer Asset Allocation» auf Basis irgendwelcher Bewertungsmodelle. Market Timing funktioniert nicht, schon gar nicht in seiner extremsten Form «auf den Crash warten» (Kurzform: Du sitzt auf uninvestiertem Cash, und da der Aktienmarkt meistens steigt und nicht crasht, entstehen Dir hohe Opportunitätskosten. Selbst wenn der unvermeidliche Crash irgendwann kommt fällt der Markt wahrscheinlich nicht unter den Stand von damals, als Du angefangen hast mir Warten. Sofortiges Investieren wäre also trotz Crash sinnvoller gewesen).

Gleichwohl ist der Wunsch nach einer Strategie verständlich, die nach einem Crash besonders viele Aktien kauft und bei Höchstständen eher den Cash- bzw. Anleihenteil übergewichtet. Selbst wenn sich das nicht positiv auf Risiko oder Rendite auswirken sollte (es also rational betrachtet eine schlechte Strategie wäre), könnte sie dem Investor zugute kommen. Nämlich insofern, dass er langfristig an seiner Strategie festhält, weil sie ihm klare Handlungsanweisungen gibt. Und ihm in Zeiten «hoher Bewertungen» (also evtl. vor dem Crash) ein beruhigendes Cashpolster aufbauen lässt. Der Mut, dieses Polster nach Abstürzen zu investieren, wird allerdings auch abverlangt.

Weiterhin wünschenswert ist die Eigenschaft, dass die persönliche Strategie nur soviel Risiko eingeht, wie für die Erreichung des eigenen finanziellen Ziels nötig ist.

Für mich ist Value Averaging (VA) eine solche Strategie. Sie leistet mir seit vielen Jahren gute Dienste. Statt Anfang April 2020 zu grübeln, ob und wenn ja wie viel ich in den Aktienmarkt investieren sollte, nennt sie mir einen konkreten (hohen!) Betrag. Sie befiehlt mir, den Cashanteil stark zu reduzieren und massiv in Aktien zu gehen. Das ist zwar nichts für schwache Nerven. Aber langfristig lohnenswert. Also was ist Value Averaging genau?

Vorhang auf für Value Averaging

Die Idee des «Value Averagings» geht auf einen Fachartikel von M. Edlesen aus dem Jahr 1988 zurück. Diesen erweiterte er 1991 zu einem Buch, das 2007 in einer überarbeiteten Fassung erschien.

Die Grundidee ist folgende.

  • Du legst für Dein Portofolio ein Renditeziel fest, z. B. 5% pro Jahr (das sind ca. 0.4% pro Monat).
  • Zusammen mit der Höhe Deines monatlichen Sparbetrags ergeben sich monatliche Soll-Portfoliowerte. Als Kurve dargestellt werden sie «Value Path» genannt. Dieser zeigt Dir auch den End-Zielwert Deines Portfolios in z. B. zehn oder zwanzig Jahren an.
  • Vor jeder monatlichen Investition schaust Du nun, ob Dein Portolio seinen Sollwert erreicht hat. Falls ja, legst Du das Geld auf ein Konto, den «Puffer». Falls nein, investierst Du so viel Geld wie nötig in das Portfolio, um den Zielwert zu erreichen.
  • Nach Aktien-Crashes ist Dein Portfolio besonders stark vom Zielwert entfernt, also musst Du ziemlich viel Geld vom Puffer aufwenden. Dadurch verschiebt sich Deine Asset Allocation stark in Richtung Aktien.
  • Wenn der Aktienmarkt gut läuft und Dein Portfolio seine Zielwerte «von selbst» erreicht, wächst umgekehrt der Puffer immer weiter (evtl. auch durch Aktienverkäufe) und die Asset Allocation verschiebt sich in Richtung risikoarmem Cash.
  • Solange Du genug Geld im Puffer hast, um Käufe in der geforderten Höhe durchzuführen, wird die Portfolio-Wertentwicklung also ziemlich genau entlang des Value Paths verlaufen.

Die Abbildung oben zeigt den Ist-Wert eines Beispiel-Aktienportfolios (gestrichelte Linie) und den entsprechenden Soll-Wert, also den gewünschten Value Path (graue Linie). Wenn der Ist-Wert signifikant unter den Soll-Wert fällt, wird dies durch durch Neuinvestitionen ausgeglichen (dargestellt durch orange Balken). Direkt nach der Investition (z. B. am Monatsanfang) stimmen Ist- und Soll-Wert also überein. Im darauf folgenden Monat kann das schon wieder anders aussehen und eine erneute Investition nötig sein. Wenn der Markt gut gelaufen ist, der Soll-Wert also übertroffen wird, werden Verkäufe vorgenommen. Es ist aber auch denkbar, auf Verkäufe zu verzichten, um Transaktionskosten und Steuern zu sparen. Weiterhin ist es möglich, untere und obere Limits für den Cashpuffer anzugeben, um z. B. zu verhindern, jemals zu 100% in Aktien zu gehen oder zu viel Cash zu horten.

Schauen wir uns ein Beispiel an:

  • Dein Portofolio-Startwert (sagen wir am 1. Dezember) beträgt 100000 EUR.
  • Deine Sparrate beträgt 1000 EUR pro Monat.
  • Deine Zielrendite hast Du mit 5% definiert (0.407% pro Monat).
  • Das bedeutet, Dein Zielwert für den 1. Januar beträgt 100000 EUR * (1 + 0.407%) + 1000 EUR = 101407 EUR. Denn das bereits investierte Kapital soll um 0.407% wachsen, und dazu kommt noch Deine Sparrate.
  • Am 1. Januar schaust Du nach und Dein tatsächlicher Portfoliowert beträgt 100152 EUR. Du müsstest also 1255 EUR (101407 EUR – 100152 EUR) investieren. Das ist mehr als die Sparrate. Hier wird bereits ersichtlich, warum Du den Cashpuffer braucht.

Value Averaging bewirkt, dass Du bei «günstigen» Kursen mehr Kapital investierst (nicht nur mehr Anteile erwirbst wie beim Sparplan). Das wirkt sich nachweislich positiv auf die Rendite aus. Aber «Rendite» ist ein dehnbarer Begriff. Deshalb schauen wir genauer hin.

Kritik an Value Averaging

Edleson vermarktet seine Strategie als in der Lage «der Markt zu schlagen», also höhere Renditen als mit Cost Averaging zu erzielen. Einerseits recht. Aber er führt uns auch hinters Licht. Meine Kritikpunkte:

  • Absoluter Wert wird nicht verglichen. Edleson vergleicht zum Beweis den Internen Zinsfuss (IZF, engl. Internal Rate of Return, IRR) des CA-Portfolios mit dem des VA-Portfolios. Der IZF ist zwar eine sinnvolles Renditemaß für Strategien mit variablen Cashflows. Aber Edleson berücksichtigt nicht den absoluten Wert der Portfolios. Und wie ich immer wieder betone: absolute Beträge bezahlen die Brötchen, nicht Prozente. So ist es denkbar (und wahrscheinlich), dass ein Value-Averaging-Portfolio im Aktienanteil eine höhere Rendite aufweist als ein gewöhnliches Sparplan -Aktienportfolio. Aber das Gesamtvermögen im VA-Portfolio trotzdem kleiner ist.
  • Edleson vergleicht bei der IRR-Berechnung nur den Aktienanteil des Value-Averaging Portfolios. Fairerweise müsste auch der niedrig verzinste Cash-Puffer in die Berechnung der Rendite einbezogen werden, denn er zählt ja auch zum Gesamtvermögen.
  • Weiterhin muss für das «Schlagen des Marktes» eine ganz wichtige Größe einigermaßen gut geschätzt werden: die zukünftige Marktrendite. Wählst Du Dein Renditeziel höher als die Marktrendite, also zu optimistisch, passiert folgendes. Du investierst frisches Kapital fast immer in den Aktienteil, Dein Cash-Puffer wird nicht aufgebaut und die Strategie verhält sich wie normales Cost Averaging. Deinen Zielwert erreichst Du nur, wenn Du mehr frisches Geld investieren konntest als die ursprünglich geplanten Sparbeträge.
    Wählst Du hingegen das Renditeziel geringer als die Marktrendite, investierst Du tendenziell weniger in den Aktienteil und hast am Ende einen hohen Cashbestand. Das ist einerseits ein schönes Ergebnis: Du hast Deinen Zielwert erreicht, und zwar mit geringem Risiko. Die Kehrseite ist, das Du durch dieses geringe Risiko eben auch nur eine kleinere Rendite erzielt hast. Und «mehr drin gewesen wäre». (Das sollte aber egal sein. Denn wenn Du Dein Ziel erreicht hast, solltest Du zufrieden sein. Genug ist genug.)

Die ersten beiden Punkte sind wichtig für eine kritische Auseinandersetzung mit Edlesons Ergebnissen. Ich werde bei meinen eigenen Untersuchungen also sowohl den absoluten Vermögenswert vergleichen als auch den Cash-Anteil bei der Renditeberechnung berücksichtigen.

Um aber überhaupt etwas vergleichen zu können, müssen wir zunächst die Frage klären, die der dritte Punkt aufwirft: Was ist nun also eine sinnvolle Renditeschätzung?

Die erwartete Rendite

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Rendite des Aktienmarkts (nehmen wir den allseits beliebten MSCI World als Stellvertreter) zu schätzen. Da das nicht Thema dieses Beitrags ist, nehmen wir einfach eine sinnvolle und einfache Näherung: die Gordon Equation. Nach dieser ist die zu erwartende reale Rendite die Dividendenrendite plus das Gewinnwachstum (jeweils jährlich). Um die nominale Rendite zu erhalten addieren wir noch die Inflation. Beim MSCI World haben wir aktuell eine Dividendenrendite von ca. 2%. Gewinnwachstum und Inflation schätzen wir auf jeweils 1.5%. Also erwarten wir eine zukünftige Rendite von 5% nominal und 3.5% real.

Klingt enttäuschend? Ist aber so ziemlich genau das, was der MSCI World in den letzten 20 Jahren (1999 bis Mitte 2020) abgeliefert hat (was immerhin einer Verdreifachung entspricht). 4% wäre also eine etwas pessimistische Schätzung und 6% etwas zu optimistisch gewesen. 8% hingegen erscheint im Nachhinein absurd hoch. Erinnert sich noch jemand an die Jahrtausendwende, als 10% als konservative Schätzung der Aktienmarktrendite galt?

Die Grafik zeigt die Wertentwicklung des MSCI World Index von Anfang 1999 bis Mitte 2020 mit all seinen Schwankungen (der Corona-Crash ist die letzte Zacke nach unten). Die orange Kurve visualisiert seine geometrische Durchschnittsrendite von 5.19% in diesem Zeitraum. Die anderen Kurven dienen dem Vergleich. Achtung: die Renditekurven sind keine Value Paths, da sie kein frisches Kapital (monatliche Sparbeiträge) berücksichtigen.

Man könnte jetzt argumentieren, dass der gewählte Zeitraum einer der schlechtesten der Geschichte war. Mit DotCom-Crash, großer Finanzkrise und Corona. Und dass die durchschnittlichen Renditen früher viel besser waren und deshalb 5% zu pessimistisch sind. Das verstehe ich. Und entgegne: die letzten zehn Jahre waren aber auch sehr gut. Und die Bewertungen sind hoch. Und so weiter. Am Ende muss jeder seine eigene Schätzung machen. Ich finde 4% bis 8% sinnvoll. Und wie gesagt: wenn Du mit weniger Rendite Dein persönliches Ziel (z. B. 500.000 EUR in 20 Jahren) erreichst – um so besser.

Schlägt Value Averaging nun Cost Averaging?

Ich habe das Verhalten der beiden Strategien Value Averaging und Rebalancing Cost Averaging (RCA) mit 80% Aktienanteil systematisch verglichen. Als Zielrenditen für Value Averaging habe ich die Werte 4%, 6% und 8% verwendet, also insgesamt drei verschiedene konkrete Ausprägungen des Value Averagings untersucht.

Über den betrachteten gut zwanzigjährigen Zeitraum hat Value Averaging mit 6% Zielrendite eine Überrendite von 1% pro Jahr gegenüber RCA gebracht (6.9% vs. 5.9%). Der absolute Vermögensendwert war knapp 9 % höher.

Wenig überraschend ging das auch einher mit einer höherer Volatilität. Durch die schlechten Aktienmarktrenditen in der ersten Hälfte des Zeitraums ging die Strategie ausgehend von einem initialen Cashpuffer innerhalb von drei Jahren (1999-2002) zu 100% in Aktien. Erst zwischen 2006 und 2008 wurde wieder ein kleiner Cashpuffer aufgebaut. Die niedrigen Renditen infolge der Finanzkrise erforderte anschließend wieder die maximale Aktienquote, die erst ab Mitte 2014 kontinuierlich zurückgefahren wurde. Die letzte große Umschichtung fand im April 2020 statt, als infolge des Corona-Absturzes massiv Aktien gekauft wurde.

Der Renditevorteil von Value Averaging gegenüber Rebalacing Cost Averaging kann teilweise einfach dadurch erklärt werden, dass der Aktienanteil über die Zeit höher ist. Ein Cost Averaging mit dauerhaft 100% Aktien erzielt eine ähnlich hohe Rendite mit geringfügig höherer Volatilität.

Weiterhin habe ich alle Zehnjahreszeiträume im Bereich von 1999 bis 2020 untersucht (also 1999-2009, 2000-2010, 2001-2011 usw.). Value Averaging war in ca. 70% der Fälle im Vorteil. Die genauen Untersuchungsergebnisse inkl. Tabellen und Grafiken veröffentliche ich gern in einem der nächsten Artikel.

Wie starte ich mit Value Averaging?

Damit Du gleich starten und etwas mit Value Averaging herumprobieren kannst, habe ich eine Tabelle erstellt. Die kannst Du hier herunterladen. Sie sieht ungefähr so aus:

Im oberen Teil gibst Du die vier grundlegenden Parameter ein:

  • Dein Renditeziel (Markterwartung oder darunter, wenn Du Dein Ziel auch mit geringerer Rendite erreichst)
  • Die jährliche Sparrate
  • Die jährliche Steigerung der Sparrate (Anpassung an Inflation und Einkommenssteigerung)
  • Der Startwert Deines Portfolios

Daraus werden die Zellen unterhalb von «Planung» automatisch berechnet. Du musst nun monatlich den Portfoliowert in der «Ist»-Spalte eintragen. Dann wird Dir «zu investieren» berechnet. Was Du tatsächlich investiert hast, dokumentierst Du unter «investiert». Wahrscheinlich wirst Du nur investieren (oder verkaufen), wenn der geforderte Betrag groß genug ist. Und natürlich nur, wenn der Cashpuffer dafür ausreicht.

Ich habe auch eine zweite Version der Tabelle angefertigt, darin wird auch der Stand des Cashpuffers berücksichtigt.

Ich wünsche Dir viel Freude beim Experimentieren! Ist Value Averaging etwas für Dich? Klingt die Strategie sinnvoll oder ist das alles viel zu kompliziert im Vergleich zum Autopilot-Sparplan?

16 Gedanken zu „Value Averaging – die Einzahlungsstrategie für mehr Rendite?“

  1. Spannender Ansatz.

    Aber monatlich das Depot checken ist vielleicht etwas viel für den passiven Investor?

    Und ich soll nach dem Crash all-in in Aktien gehen? Muss man auch erstmal aushalten können!
    Aber sicher eine bessere Idee als prozyklisch zu verkaufen (so wie Scalable Capital im April).

    Andere schwören auf Trend Following, ist das hier eine entgegengesetzte Strategie?

    Antworten
    • @Andreas, Trend Following kennt viele Formen. Aber meist verkaufst du, wenn der Kurs unter einen gleitenden Durchschnitt fällt und kaufst, wenn er wieder darüber steigt.
      Value Averaging kauft nach fallenden Kursen und verkauft nach steigenden Kursen (buy low, sell high).

      Wenn das «Fallen» lange dauert, liegt Trend Following vorn. Wenn auf einen Kursrutsch eine baldige Erholung folgt, profitiert Value Averaging.
      Letzteres war dieses Jahr ganz deutlich ausgeprägt: Value Averaging hat im März/April massiv gekauft (mein Cashpuffer war quasi leer). Auch Anfang November habe ich nochmals einen «Kaufbefehl» erhalten. Anfang Dezember habe ich dann über einen sechsstelligen Monatsgewinn im Portfolio gestaunt. Vor allem die europäischen Aktien (sogar Value) sind nach langer Schwächephase sehr gut gelaufen, genau die Asset-Subklasse in die ich investieren musste.

      Die Trend Follower haben wahrscheinlich zu spät verkauft um die Verluste von März und April vernünftig zu begrenzen und sind auch zu spät wieder eingestiegen. Siehe das «Scalable Capital»-Desaster.

      Das «All-in-Gehen» in Aktien nach Crashes gehört beim Value Averaging unter Umständen dazu. Du kannst natürlich auch Regeln aufstellen, dass eine gewisse Cashquote nicht unterschritten werden darf.
      Ich sehe den grössten Vorteil von VA gerade darin, dass es mir die Aktienquote in Zeiten (relativ) günstiger Preise hochschraubt. Und ich dabei nicht auf mein Bauchgefühl vertrauen muss.

      Hope this helps, Eberhard

      Antworten
  2. Hallo,
    Vielen Dank für diesen interessanten Ansatz. Ich glaube dies ist ein veritabler Zwischenschritt für alle denen der reine ETF Sparplan zu langweilig ist, welche die Einzelaktieninvestition jedoch ebenfalls nicht möchten.

    Angenommen du hast 3 ETFs z.B. MSCI World, EM & Small Caps, betrachtest du dein Portfolio dann als Summe oder stellst du die Rechnung für alle 3 ETFs auf? Und angenommen der As-is / To-be Vergleich sagt, du musst 5.000€ investieren, wie teilst du diese dann auf? Angenommen ETF 1 liegt mit 10% Rendite im Plus, ETF2 mit 5% und ETF 3 mit -5%. Bleibst du stur bei einer vorher festgelegten Asset Allocation z.B. 70/20/10 oder steckst du mehr in die bis data beste oder schlechteste Anlage?

    Grüße

    Antworten
    • Hallo Enrico,
      für das Value Averaging ist zunächst der Gesamtwert des Portfolios (ohne Cashpuffer) entscheidend.
      Den zu investierenden Betrag teile ich dann so auf die einzelnen ETFs auf, dass die Ziel-Asset-Allocation bestmöglich angenähert wird. Dadurch geht automatisch mehr Geld in die «schlecht gelaufenen» ETFs, denn diese sind ja am weitesten von ihrem Zielwert entfernt.

      Antworten
  3. Vielen Dank Eberhard.

    Da wir meist 92-98% in Aktien sind, leider nicht interessant fuer uns.

    Was haelst du von einer Strategie bei MSCI World-ETF (ACC) Rueckgaengen gestaffelt (25/35/45% vom Top) mit geliehenem Geld (= die festeingeplanten Sparplanraten fuer die naechsten 6/12/18 Monate) zB via Lombard/Effektenkredit in den Markt zu gehen? (also ein bisschen auf Kredit Market-Timing zu betreiben).

    So segelt man stets hart am Wind (im Vergl. zu ValueAveraging) und legt noch opportunistisch eine Schippe drauf, (nur) wenn die Gelegenheit kommt.

    LG Joerg

    Antworten
    • ich halte nichts von Wertpapierkäufen auf Kredit. Das ist aber nur persönlicher Geschmack.

      100% Aktien sind schon sportlich, und mit Verwendung von Fremdkapital hat man dann eine noch höhere Quote (bezogen aufs Eigenkapital). Dass man mit so einer Hebelung die Eigenkapitalrendite steigern kann ist klar. Beim Hauskauf auch ganz normal.
      Rein rechnerisch ist das sogar in den meisten Fällen (also statistisch gesehen) sinnvoll. Das könnte man auch gut mit Value Averaging kombinieren: wenn der zu investierende Betrag grösser als der Cashpuffer ist, wird auf Fremdkapital zurückgegriffen. Wäre im März 2020 ein echter Turbo gewesen.

      Aber was ist, wenn dich der unwahrscheinliche schlechte Fall erwischt? Aktiencrash wenn der Kredit zurückgezahlt werden muss? Oder der gefürchtete Margin Call kommt? Ich habe lieber immer etwas Liquidität und halte mich von Krediten jeder Art fern.

      Antworten
      • Danke, Eberhard,

        «Aber was ist, wenn dich der unwahrscheinliche schlechte Fall erwischt? Aktiencrash wenn der Kredit zurückgezahlt werden muss?»

        Vielleicht habe ich mich schlecht/zu kurz ausgedrueckt. Ich habe hier nicht von einem generellen Kauf auf Kredit geschrieben sondern von einem zeitlich begrenzten UebergangsKredit von 6/12/18 Monaten in Hoehe der sowieso pers. geplanten Sparplanraten (zB bei 500€ Sparplan pro Monat und einem 25% Rueckgang in einem MSCI-World-ETF, kauft man auf Wertpapierkredit aktiv fuer 500€*6 Monate=3.000€ ETF-Anteile sofort und die naechsten 6 Monate fliessen dafuer die Sparplanraten in die Kredittilgung und nicht in ETFs; bei 35% Rueckgang fuer weitere 3.000€; bei 45% Rueckgang fuer weitere 3.000€; bei hohen Sparraten zB 1.500€/mo entsprechend 3x soviel, usw)
        D.h. die Kredithoehe ist rel. zum Einkommen/Sparrate und kann deshalb skalierbar von jedem getragen werden. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es weiter runter auf -55% oder -65% geht (dann herrscht aber schon Weltkrieg oder aehnliche Probleme?), aber du immer noch deine Sparplan-Raten in die Kredit-Rueckzahlung stecken musst (statt jetzt regulaer mit deinen Sparplanraten zu -55% kaufen zu koennen). Sicher ist das nicht auszuschliessen, aber bisher gab es keine «laenger andauernden» -55% Einbrueche im MSCI World.

        «Oder der gefürchtete Margin Call kommt?»

        Der kommt nur bei einer Ueberreizung: also wenn wesentlich mehr Geld als oben beschrieben, als Kredit aufgenommen wurde.
        Je nach Broker sind 50-80% beleihungsfaehig, d.h. bei 100k Kurswert kannst du mind. 50k beleihen. Bsp: damit die Regelung greift muss der Markt schon mal um 25% gefallen sein (75k) jetzt investierst du sagen wir als Gutverdiener 6k (6 Monatssparraten á 1k). Jetzt bist du bei 81k (Beleihungswert: 40k), d.h. der Markt koennte nochmal um 50% fallen! bevor ein MarginCall kaeme.
        Als Faustregel: Ein Depot-Hebel im Bereich 1,1-1,3x war (bisher) safe.

        «Ich habe lieber immer etwas Liquidität und halte mich von Krediten jeder Art fern.»

        Das ist vollkommen OK.

        Die beschriebene Methode OpportunistischeVorgezogeneSparplanVerwendung (OVSV) klappt nur bei weiteren Annahmen: Gute Nerven, Boersenerfahrung, die Sparplanraten von 6/12/18 zukuenftigen Monaten sollten «sicher» sein (Arbeitsplatz).

        LG Joerg

        Disclaimer: Wir haben schon viele Aktien, wenn moeglichst viele diese OVSV-Methodik anwenden wuerden, waeren zukuenftige Einbrueche durch ein Ameisen-Heer an Sparplan-Sparern weniger tief und weniger lang?! (also so wie im Mrz 2020?) 😉

        Antworten
        • Alles klar. Aufwand und Nutzen muss jeder für sich abwägen. Damit es sich in absoluten Euros lohnt, müsste der Kredit schon etwas grösser sein. Wenn du 6000 EUR leihst und darauf 10% Rendite machst würde mich das nicht vom Hocker hauen.
          Der Punkt «die Sparplanraten […] sollten ’sicher› sein (Arbeitsplatz)» ist für mich ein ganz wichtiger Hinweis. Für mich persönlich bedeutet mein Portfolio unter anderem Unabhängigkeit vom Arbeitsplatz. Ich baue zwar noch Vermögen auf, muss es aber nicht unbedingt. Zukünftige Cashflows verplane ich relativ ungern. Deshalb mag ich Kredite nicht.

          Antworten
  4. Ich fand das Thema so interessant, ich habe es mir mal simuliert mit Daten des S&P500 ab 1980. Somit 3 große Krisen abgebildet (Dotcom, Finanzcrash und Corona). Ich habe sowohl eine Einmalanlage als auch Sparplan simuliert und dabei hat die klassische Einmalanlage gegenüber der Einmalanlage mit nachfolgemden Value Averaging besser performt, die Sparpläne kommen ungefähr gleich raus. Grundsätzlich scheint es dabei so zu sein, dass in langfristig steigenden Märkten du mit VA mehr Geld rausnimmst, für deinen Cashpuffer. Du baust in dieser Phase jedoch sehr viel Geld mit deinem Portfolio ohne «VA» auf z.B. die Phase 1994 bis 2000. Diesen Vorsprung holst du im Nachhinein mit VA nicht wieder auf unter der Prämisse, dass der Kapitaleinsatz der gleiche ist. Der Cashaspekt ist unheimlich wichtig in dieser Betrachtung, da man ja nicht Äpfel und Birnen vergleichen will. Wenn der Markt lange fällt, dann buttert man mit «VA» nämlich immer mehr Geld nach da die Zielrendite im fallenden Markt selten erreich wird, bis einem schnell das Geld ausgeht.
    Zusätzlich generiert VA auf jeden Fall Mehraufwand in Bezug auf Portfolioanpassung und Transaktionskosten. Das darf man ebenfalls nicht unterschätzen.

    Antworten
    • Vielleicht hab ich deinen Kommentar falsch verstanden. Aber eine Einmalanlage ist ja schwer mit einem Sparplan bzw. einem VA-Sparplan zu vergleichen. Wenn man die gesamte Investitionssumme bereits hat, ist die sofortige Einmalanlage meist überlegen. Aber im echten Leben kommt das investierbare Geld ja erst im Laufe der Zeit rein.
      Ansonsten Zustimmung. Ich Aufwärtsmärkten baut man Cash auf, in Abwärtsmärkten investiert man. Wenn der Cashpuffer leer ist und der Markt fällt, entspricht VA einem normalen Sparplan. Weil man alles investieren muss, was die monatliche Sparleistung hergibt.
      In Aufwärtsmärkten verschenkt man Rendite, wenn man so will. Die holt man evtl. auch nie mehr wieder rein, wir du richtig bemerkst. Aber gleichzeitig nimmt man auch Risiko raus. Und vor allem: man erreicht dabei trotzdem sein finanzielles Ziel. Das finde ich fast die schönste Eigenschaft. Bill Bernstein hat sinngemäss geschrieben: «wenn du gewonnen hast, hör auf zu spielen». Das heisst, wenn dein Portfolio den Zielwert erreicht hat, reduziere das Risiko drastisch. Value Averaging macht das quasi schon auf dem Weg.

      Antworten
  5. Ich habe mal ein paar Jahre lang eine Mischung aus Cost Averaging und (abgewandeltem) Value Averaging betrieben mit einem MSCI World ETF betrieben. Ich habe Monat für Monat meinen Sparplan bedient und zusätzlich am Quartalsende die Unterrendite (ggü. Erwartungswert) aus dem Cashpolster ausgeglichen (aber nicht aus Überrendite das Cashpolster erhöht).

    Dann habe ich mal verglichen, wie groß der Unterschied zwischen dieser Strategie und dem simplen Cost Averaging war (mit gleichem Kapitaleinsatz). Das war dann irgendwo im Bereich der Nachkommastellen, also bin ich wieder stumpf dazu übergegangen meinen Sparplan zu bedienen und sporadisch Einmalkäufe zu tätigen.

    Antworten
  6. Interessanter Artikel! Mich hat bis jetzt VA nicht so interessiert (monatlich einfach mit frischem Geld rebalancen fand ich einfacher & besser).

    Einen richtigen Mehrwert sehe ich allerdings, seitdem ich beschlossen habe eine Immobilie zur Eigennutzung zu kaufen. Ich möchte mein Depot dafür nicht auflösen, allerdings würde ich auch gerne den Kredit schneller tilgen. Meine persönliche Lösung: Ich unterstelle meinem Portfolio ein Wachstum von 5,2% p.a. (0,2% würde ich auf dem Tagsgeld bekommen, 5% will ich als Prämie). Frisches Geld kommt nur ins Portfolio, wenn es vom Wachstumspfad abweicht, der Rest wird mit Sondertilgungen in den Kredit investiert.
    Das ist sicher kein reines Value Averaging (schließlich baue ich kein Cashpolster auf), ich optimiere aber im Bezug auf das Portfolio die Rendite pro investiertem Euro. Es ist also in Baisse-Märkten weniger Geld da, dafür ist auch das Problem des unverzinsten Cashs gelöst – einen Kredit zu tilgen hat eine etwas bessere monetäre und eine viel besser psychische Rendite.

    Antworten
  7. Cooler Artikel, bisher noch nie vom Value Averaging davon gehört. Von einem Bisschen gelungenem Market-Timing träumt ja jeder 🙂

    In deinen Tabellen ist ein kleiner Fehler: wenn man den Startwert des Portfolios ändert, z.B. auf 20000, dann verschwindet die graue Linie und es gibt in Spalte F Murks. Dort ist die Portfolioentwicklung bei 100K fix ausgerechnet, statt realtiv zum Startwert.

    Notfalls kann man im Kopf natürlich alle Werte umrechnen, aber das macht den Nutzen des Tools bissl zunichte 🙂

    Antworten
    • Danke für dein Interesse und Feedback, Sven.

      Die graue Linie «verschwindet», weil sie bei einem Startwert von 20k unterhalb des sichtbaren Bereichs (80k bis 140k) verläuft.

      Die Werte in Spalte F werden auch nicht berechnet, sondern Monat für Monat manuell eingetragen. Das ist jeweils der Wert, den Du jeweils bei Deinem Onlinebroker abliest.
      Wenn Du also im Monat 0 (12/2019) 20000 einträgst und im Monat 1 (01/2020) die beispielhaften 100852 stehen lässt, dann hast Du in einem Monat 400% Rendite gemacht. Die Strategie schreit «Verkaufen» und rät Dir, 80000 in Cash umzuwandeln.

      Sicher könnte man die Spalte F relativ zum Startwert machen. Das wäre aber weniger praxistauglich. Denn Du müsstest dann in einer zusätzlichen Spalte die monatliche prozentuale Wertentwicklung eintragen. Die geben die meisten Broker aber wahrscheinlich nicht an. Mir erscheint es also realitätsnaher, die absoluten Depotstände zu verwenden.

      Antworten

Hinterlassen Sie einen Kommentar