Wie Du den ETF findest, der zu Dir passt

Kennst Du das? Du Du willst endlich investieren. Du hast eingesehen, dass Index-Investing mit ETFs der sinnvollste Weg ist. Du hast Dir überlegt, wie viel Prozent Deines Vermögens oder Deiner monatlichen Sparrate Du renditeorientiert («risikobehaftet») anlegen möchtest. Vielleicht hast Du auch schon ein Depot eröffnet. Aber spätestens beim Erteilen der ersten Kauforder oder dem Anlegen des ersten Sparplans stellt sich Dir die Frage: welchen konkreten ETF soll ich kaufen?

Die kurze Antwort

Die kurze Antwort ist folgende. Es ist egal – solange der ETF einen breiten Index abbildet! Die beiden Standardkandidaten heissen MSCI World und MSCI Emerging Markets. Zusammen bilden sie die internationalen entwickelten und sich entwickelnden Aktienmärkte ab. Ein Portfolio aus zwei ETFs auf diese beiden Indizes wird langfristig eine hübsche Rendite abwerfen und die überwältigende Mehrzahl der aktiv gemanagten Fonds hinter sich lassen.

Die lange Antwort

Welcher ETF optimal zu Dir passt, hängt von der Tracking Difference und Deinen persönlichen Vorlieben ab. Zunächst einmal ist es wichtig, ETFs mit dauerhaft schlechter Tracking Differenz zu vermeiden. Das schaffst Du meist schon dadurch, dass Du ETFs auf exotische Indizes vermeidest. Doch auch bei den erwähnten marktbreiten Indizes ist Vorsicht geboten. So sind die Performance-Unterschiede bei ETFs auf den MSCI Emerging Markets bereits nach drei Jahren signifikant. Je nach Portfoliogröße kannst Du durch eine schlechte ETF-Wahl mehrere Hundert Euro pro Monat verlieren. Für alle Einsteiger und Investoren mit kleinem Portfolio ist natürlich wichtiger: mehr verdienen, mehr sparen.

Wenn Du nun die ETFs mit schlechter historischer Tracking Difference aussortiert hast, bleiben noch weitere Auswahlkriterien:

  • soll der Index Deiner Wahl physisch oder synthetisch abgebildet werden?
  • sollen die Erträge (Dividenden) auf Dein Konto überwiesen (ausgeschüttet) werden oder automatisch reinvestiert (thesauriert) werden?
  • wie groß soll das Fondsvolumen sein (höheres Volumen: eventueller Kostenvorteil durch Skaleneffekte und geringere Wahrscheinlichkeit auf Liquidierung)
  • wie hoch darf die TER sein (obwohl wir wissen, dass die TER kaum die tatsächlichen «Kosten» beschreibt)
  • wie wichtig ist Dir die Performance der letzten Jahre?
  • wie wichtig ist Dir eine geringe Schwankung (Varianz) der jährlichen Trackingdifferenzen?
  • wenn Du ETFs auf unterschiedliche Indizes vergleichst: wie wichtig ist Dir die Anzahl der Wertpapiere im Index (Diversifikation)? Und wie wichtig ist Dir die Index-Dividendenrendite?

Verschiedene Investoren werden diese Fragen unterschiedlich beantworten und verschieden gewichten. Während z. B. der eine unbedingt einen ausschüttenden ETF möchte, ist das einem anderen Investor völlig egal. Ihm liegt vielleicht eher das Fondsvolumen am Herzen.

TrackingDifferences.com präsentiert deshalb: den ersten individualisierbaren ETF-Vergleich!

So funktioniert der ETF-Vergleich

Mit dem neuen ETF-Vergleich kannst Du selbst definieren, welche ETF-Kriterien Dir wichtig sind. Wir berechnen dann für jeden ETF in Deiner Vergleichsliste einen persönlichen Punktewert («P-Score»). Dieser zeigt Dir an, wie gut ein ETF Deinen Anforderungen entspricht.

  • Der maximale P-Score beträgt 100
  • Die Punkte (in jeder Kategorie) werden relativ zu den ETFs in der Vergleichsliste berechnet. Wenn also ein ETF die Maximalpunktzahl von 100 erhält, ist er der Gewinner innerhalb der vom Nutzer getroffenen ETF-Auswahl. Durch Verändern der ETF-Auswahl kann sich seine Punktzahl verändern.
  • Für jedes Kriterium, dass Dir nicht «egal» ist, bekommt der beste ETF 100 Punkte und der schlechteste 0 (die anderen bekommen entsprechende Punktzahlen zwischen 0 und 100). Dieser Wert wird mit Deiner persönlichen Gewichtung (0.25, 0.5, 0.75 oder 1.0) multipliziert. Die Punkte für die einzelnen Kriterien werden summiert und dann durch die Summe der Gewichtungen dividiert.

Du kannst ETFs Deiner Vergleichsliste hinzufügen, indem Du das entsprechende Symbol neben dem ETF-Namen anklickst. Die Vergleichsliste wird wie Dein Portfolio nur dann dauerhaft gespeichert, wenn Du eingeloggt bist.

Du kannst aber auch alle ETFs auf einen Index vergleichen, indem Du «Alle im ETF-Vergleich öffnen» klickst.

Über den «Permalink» unter jedem ETF-Vergleich kannst Du Deine ETF-Auswahl und Deine gewählten Kriterien ganz einfach in Form eines Links speichern und mit anderen teilen, z. B. in sozialen Medien oder Foren.

10 Gedanken zu „Wie Du den ETF findest, der zu Dir passt“

  1. «So sind die Performance-Unterschiede bei ETFs auf den MSCI Emerging Markets bereits nach drei Jahren signifikant.» Falls «signifikant» im Sinne eines statistischen Tests gemeint ist, so sind die Ergebnisse oft nicht so eindeutig, wie man spontan beim Anschauen der Daten denkt. Nur in den Extremen liegen aus meiner Sicht tatsächlich «signifikante Unterschiede» vor. Siehe dazu auch https://www.wertpapier-forum.de/topic/45254-trackingdifferenzen-von-aktien-etfs-auf-standardindizes/?page=57

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    • Danke für Deinen geschätzten Kommentar. Im Artikel ist «signifikant» tatsächlich nicht als statistischer Fachbegriff, sondern umgangssprachlich zu verstehen. Wie gefällt Dir das neue Feature, das im Artikel beschrieben wird?

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      • Tatsächlich ist dieses Tool das erste Vergleichstool, das mir bekannt ist, das persönliche Präferenzen graduell berücksichtigt, also nicht bloß ein Filtern erlaubt, wie man es von anderen Seiten kennt. Außerdem ist es genauso wie bei deiner Sternebewertung durch die Erläuterung hier transparenter als es mir von anderen ETF Bewertungen bekannt ist.

        Dennoch ein paar Anregungen zu dem, was mir bisher aufgefallen ist:
        Beim Sortieren nach TD in der Vergleichsliste ist noch ein Bug bezüglich der negativen Werte, die umgekehrt sortiert werden.

        Die Visualisierung durch Farbeskala, Transparenz, Säulendiagramm beeinträchtigt etwas die Lesbarkeit.

        Für weitere Transparenz könnte man von der Vergleichsseite einen Link zu den Erläuterungen des «P-Score» in diesem Blogbeitrag setzen.

        Nun noch konkret zu deinem «P-Score». Ganz nachvollziehbar ist die Berechnung und die Natürlichkeit der Definition für mich noch nicht. Was passiert, wenn keine Werte etwa für P5J vorliegen (vermutlich 0 Punkte)? Wie wird zwischen den 0 P und den 100 P in jeder Kategorie interpoliert (ich vermute linear) und ist das wirklich sinnvoll (wäre es nicht möglicherweise sinnvoll das logarithmierte Fondsvolumen zu vergleichen, wäre es nicht sinnvoll die Wurzel der TDV (Standardabweichung) zu vergleichen (damit hätte man dieselbe Dimension wie bei der TD))? Wie werden Index-Replikation und Ertragsverwendung bewertet (vermutlich: trifft zu 100P, trifft nicht zu 0P, aber ist physisch mit umfangreicher Wertpapierleihe nicht ähnlich «schlimm» wie «synthetisch», was ist mit sampling vs. vollständig)? Welche Werte für TD und TDV werden verwendet (ich vermute jeweil für den längstmöglichen Zeitraum und somit für unterschiedliche Zeiträume) und ist das sinnvoll für einen Vergleich (die TDs haben in den letzten Jahre abgenommen!)? Warum wird eine hohe Dividendenrendite positiv bewertet (vermutlich wurde an Dividendenfreunde und nicht an Steuerstundungsfreunde gedacht)? Ist die Anzahl der Wertpapier im Index ein geeignetes Maß für die Bewertung des Konzentrationsrisikos (vermutlich einfach nur das am einfachsten zugängliche, nur zur Anregung https://en.wikipedia.org/wiki/Herfindahl%E2%80%93Hirschman_Index)?

        Mir selbst fällt es selbst nach dieser Reflexion hier ziemlich schwer meine persönlichen Präferenzen einzustellen, da ich die Frage «Wie wichtig ist mir TDV relativ zu P5J» spontan nicht beantworten kann. Das ist aber wohl ein grundsätzliches Problem, das sich durch die Indiviualisierung ergibt.

        Insgesamt sehe ich aber auf jeden Fall eine Bereicherung durch den individuellen Vergleich, auch wenn man wohl noch einiges optimieren kann. Bin ja gespannt, wann den kommerziellen Anbietern etwas Vergleichbares einfällt, sehe bei denen aktuell nicht so viele hilfreiche Innovationen, da ist wohl etwas Druck aus der nicht-kommerziellen Ecke gut …

        Danke für deine Arbeit und dein Interesse an Feedback.

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  2. @sigmabe, danke für Deine wertvollen Anmerkungen. Ich werde sie bei der Weiterentwicklung berücksichtigen.
    Vielleicht entferne ich ein paar Bewertungskriterien. Kandidaten wären die Fondsperformance und der Index-Yield.
    Wenn der Index feststeht, suchen die Leute ja üblicherweise einen «physischen, ausschüttenden ETF mit möglichst hohem Volumen und möglichst niedriger Trackingdifferenz» («physisch» und «ausschüttend» hier nur als Beispiel, kann natürlich auch anders sein).
    Wenn der Index noch nicht fest steht, ist eine geringe Anzahl an Wertpapieren (<100?) sicher ein negativer Punkt (siehe auch https://blog.trackingdifferences.com/licht-im-index-dschungel-msci-und-ftse-und-ihre-aktienindizes/). Ob 3000 WP viel besser sind als 1500 steht auf einem anderen Blatt, da hast Du recht.
    Der P-Score wird so berechnet wie Du vermutest, also ganz trivial.
    Mit Reaktionen kommerzieller Anbietern habe ich übrigens bereits ganz eigene Erfahrungen gemacht.

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  3. Hallo,

    erstmal ein großes Lob für die tolle und informative Website – möglicherweise sitze ich ja auf der sprichwörtlichen «Leitung», aber mir ist jetzt noch nicht klar, was eigentlich wichtiger ist: eine möglichst geringe TD oder die geringe TDV für die (objektive?) Beurteilung eines ETF.
    Danke schon mal vorab für eine Antwort!

    Gruß Wolfgang

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    • Die TD ist ein Durchschnittswert. Genauer gesagt der Durchschnitt der jährlichen Abweichungen zwischen Index und ETF. Und die TDV ist die Varianz der TD. Sie gibt grob gesagt an, wie stark die jährlichen Werte um den Durchschnitt schwanken. Ist sie relativ hoch, ist das ein Warnsignal. Oder zumindest ein Grund, sich die einzelnen jährlichen Abweichungen genauer anzusehen. Eine hohe TDV, die sich nicht durch einzelne Ausreisser in weiter Vergangenheit erklären lässt, wäre für mich ein Ausschlusskriterium für einen ETF. Danach entscheiden die TD und andere persönliche Vorlieben.

      Das Ziel sollte nicht sein, den perfekten ETF zu finden, sondern ungeeignete ETFs auszusortieren.

      Übrigens: wenn die Varianz hoch ist, wird auch die Aussagekraft des arithmetischen Mittels verringert. Angenommen ein ETF macht in einem Jahr 100% Rendite und im nächsten -50%. Das arithemetische Mittel würde irreführende 25% Rendite pro Jahr ergeben. Das geometrische Mittel würde die realistischeren 0% liefern.
      Dieses Extrembeispiel hat allerdings wenig gemeinsam mit den Trackingdifferenzen, die sich meist im Promillebereich bewegen.

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  4. Guten Tag,

    ich hätte eine Frage zur Interpration der TD. Ich habe zwei Emerging Markets ETFs verglichen:

    Xtrackers MSCI Emerging Markets 1C (IE00BTJRMP35)
    iShares MSCI EM USD (Acc) (IE00B4L5YC18)

    Ersterer weist eine deutlich geringere TD auf (0,22 vs. 0,62), wenn ich die Kursentwicklung über einen taggenau gleichen Zeitraum (3.1.2018 – 16.3.2022) vergleiche (durchgeführt anhand der Kurse auf comdirect.de) weist aber letzterer eine höhere Rendite auf.

    Das ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, zumal beide thesaurierend sind.

    Würde mich über eine Einschätzung freuen.

    LG
    Mathias

    Antworten
    • Moin Mathias,

      kennst du schon diesen Artikel? https://www.justetf.com/de/news/etf/die-tatsaechlichen-kosten-eines-etfs-gesamtkostenquote-ter-vs-total-cost-of-ownership-tco.html
      Da muessten die meisten Gruende ebenfalls aufgezaehlt sein.
      «Der ETF mit der höchsten Rendite – am besten über unterschiedlich lange Zeiträume – hat in der Regel eine der niedrigsten TotalCostsofOwnership.»
      Hast du «unterschiedlich lange Zeitraeume» betrachtet, oder nur EINEN?
      Hast du NUR Schlusskurse genommen?

      Eine mE bestmoegliche Vorgehensweise:
      bei Comdirect auf Informer klicken,
      dann ISIN eingeben, IE00BTJRMP35 Xtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF – 1C USD ACC
      dann bei Boerse «Xetra» auswaehlen (Achtung: Tradegate ist voreingestellt = duennerer Handel?)
      dann auf «Chart» klicken
      dann auf «Zeitraum frei waehlen» klicken
      dann 01.01.2018 bis 01.04.2018 auswaehlen (um an die Tageskurse zu kommen, nicht zu lange Zeitraeume auswaehlen)
      dann unter dem Chart auf «Kursdaten» klicken
      dann die Werte fuer 03.01.2018 herauskopieren
      Datum Eröffnung Hoch Tief Schluss
      03.01.2018 44,348 44,70 44,296 44,65
      dann MITTELWERT aus den vier Kursen bilden, um Anomalien/duenner Handel zu minimieren: 44,4985 EUR
      das selbe fuer den Wert fuer den 15.03. (NICHT den 16.03. der laeuft noch)
      15.03.2022 45,545 46,424 45,134 46,409
      Mittelwert: 45,878 EUR

      Dann die selbe Chose fuer den IE00B4L5YC18 iShares MSCI Emerging Markets UCITS ETF – USD ACC:
      03.01.2018 30,571 30,767 30,563 30,731
      Mittelwert: 30,658 EUR
      15.03.2022 31,427 32,052 31,166 32,051
      Mittelwert: 31,674 EUR
      Rendite im Zeitraum Xtracker: 3,1001045%
      Rendite im Zeitraum iShares: 3,31398%
      Unterschied im Zeitraum: 0,2138755%

      Fazit: der Unterschied ist minimal.

      Tip: Probiere mal Zeitraeume fuer den Vergleich die NICHT von so einer hohen Volatilitaet wie die letzten 3 Wochen gepraegt sind (also zB nur bis 15.02.22).
      In Zeiten von hohen (Kriegs/Seuchen-)Volatilitaeten schlagen Anomalien bei der Kursfeststellung staerker zu?!

      LG Joerg

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  5. Hallo Joerg,

    danke für deine Einschätzung. Durch die Verwendung der Durchschnittskurse ändert sich der Renditeunterschied zwar geringfügig, es bleibt aber dennoch eine höhrere Rendite beim iShares-Produkt, obwohl er eine substanziell höhere Tracking Difference aufweist.

    Ich verstehe, dass die Gesamtrendite durch die TCO (TER + TD + x) beeinflusst wird, anscheinend ist das x in der Gleichung aber so wesentlich, dass eine Entscheidung anhand TER + TD nicht immer sinnvoll erscheint.

    Nochmals danke und lG
    Mathias

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  6. Entschuldige, folgende Korrektur:

    TER ist natürlich Teil der TD.

    Ändert aber nichts an der Feststellung, dass dieses Beispiel zeigt, dass trotz substanziell höherer TD eine bessere Gesamtrendite möglich ist.

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